Grube Storch & Schöneberg,
Gosenbach.
Ehemals "Größte Eisenerzgrube Europas."
Tagesanlage der Grube Storch & Schöneberg um 1930.
Alle SW Bilder aus dem Archiv: Horst Jentsch, Gosenbach
Text: Horst Jentsch, Gosenbach.
Mächtige Gruben- und Hüttenanlagen waren einst das äußere Wahrzeichen des Erzbergbaues und des Hüttenwesens im Gosenbacher Tal. In der Blüte zählte der Bergbau zu den bedeutendsten Zentren bergmännischen Schaffens in ganz Deutschland. Längst sind die Signale an den Schächten und das "Glück auf" der Bergleute verklungen, die Förderung ist seit langen Jahren Vergangenheit.
Was blieb, ist die Erinnerung an die große bergbauhistorische Vergangenheit dieses einst berühmten Reviers. Der Name Gosenbach ist ein fesselndes Kapitel in der Geschichte des Siegerländer Bergbaues.
Nicht nur Eisenerz, sondern vor allem auch Kupfererz und das damals gesuchte Kobalt wurden erschürft.
Zuerst im Tagebau, später dann im Stollenbau drangen unsere Vorfahren zu den Schätzen der Gosenbacher Berge vor. Grube entstand neben Grube, Gewerkschaft neben Gewerkschaft. Der Reichtum dieses Reviers schien unerschöpflich zu sein. Als dann die Technik den Bergleuten noch die nötigen Hilfsmittel an die Hand
gab, setzte der Tiefbau ein und es tauchten im Landschaftsbild des Gosenbacher Tales die großen Fördertürme auf. Aus der Vielzahl der Bergbauunternehmen dieses Reviers gewannen mit den Gruben Honigsmund-Hamberg, Alte Lurzenbach, Kupferkaute, Grüner Löwe und nicht zuletzt die größte von allen,
Storch & Schöneberg, überragende Bedeutung.
Neben den anderen Gruben entwickelte sich dieses Werk zur größten Eisensteingrube Deutschlands.
Später gingen nach und nach alle anderen Gosenbacher Gruben in diese Gewerkschaft ein, und es entstand ein Bergbauriese, der das Zentrum des damaligen Siegerländer Bergbaues bildete und mit 1.200 Meter Schachtteufe die größte Spateisenteingrube Europas wurde.
Die im Revier geförderten Erze wurden bis weit in das 19. Jahrhundert größtenteils auch in Hütten im Gosenbacher Tal verhüttet. So waren die Gosenbacher Hütte (Eisenhütte), die Kupferhütte und auch das
Kobalt-Pochwerk bekannte Montanbetriebe.
Nun ist über die Sohlen das Wasser gestiegen und füllt das ganze Labyrinth von Schächten, Stollen und Gängen. Im Innern des Berges ist alles in tiefes Schweigen gehüllt. Alles bergbauliche Leben ist erloschen.
Wo Jahrhunderte hindurch ungeheure Mengen "gebergt" wurden, wurde das Ende erreicht.
Auch auf den Hütten ist schon längst das Feuer erloschen, die Wasserräder und die hohen Kamine längst abgebrochen. Schweigen liegt nun über den Grubenfeldern und auf den alten Gruben- und Hüttenplätzen haben sich wieder neue Betriebe angesiedelt. Die Fauna hat sich von den Schäden der Schwefelgase der Rostöfen wieder erholt. Die Gruben- und Hüttenbauten sind längst abgebrochen, das Kapitel des Gosenbacher Bergbaues wurde beendet.
Blick von der Aufbereitung auf die beiden Fördertürme.
Die Aufbereitung: Bevor das Erz mit der Grubenbahn nach Niederschelden gefahren wurde, hatte man es in die Rostöfen geworfen.
Bereits im Jahre 1862 wurden die ersten zwei Rostöfen auf der Grube Storch & Schöneberg errichtet.
Diese Investition wurde durch die zunehmende Gewinnung des Spateisensteines erforderlich.
Die Öfen wurden von Johannes Holdinghausen (1825 - 1904) aus Achenbach erstellt.
Reste dieser ersten, aus Bruchsteinen und Ziegeln gemauerten Rostöfen sind noch heute auf dem ehemaligen Grubengelände sichtbar. (Gegenüber dem EDEKA-Markt, rechts der Einfahrt der Straße zum "Honigsmund", hinter einer Reklametafel versteckt!)
Die rasch zunehmende Förderung der Grube nach dem Einsetzen des Tiefbaues in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts machte die Errichtung von weiteren Rostöfen erforderlich. Um das Jahr 1900 hatte die Grube und Hütte bereits 45 Rostöfen in Betrieb.
So befanden sich 31 auf dem Grubengelände, 10 auf dem Gosenbacher Hüttenplatz und 4 weitere in der Nähe des Bahnhofs in Niederschelden. Diese Öfen wurden im Jahre 1890 von den Geisweider Eisenwerken erworben.
In späteren Jahren wurden noch weitere 7 Rostöfen in Betrieb genommen.
Vor dem Aufstellen der modernen, größeren, runden mit Eisenblech umkleideten Rostöfen, den so genannten Mantelöfen, waren es aus Bruchsteinen oder Ziegeln gemauerte vier- oder rechteckige Öfen mit offener Gicht und Koksbeschickung.
Schädliche Wirkung durch Rostöfen
Immer mehr machte sich der schädliche Einfluss der Röstgase durch die zunehmende Zahl der Rostöfen bemerkbar. Nägel, Dachhaken, Dachrinnen und Rohre, sogar der Verputz der Außenwände der Häuser wurden von den Rostgasen zerfressen. In den Gärten verdorrte das Gemüse und die Bäume starben ab, es entstanden schwarze Kahlflächen am Berghang des Rotenberges, sogar die Saaten konnten von den Röstgasen rotbraun werden. Das Gosenbacher Tal war das am stärksten durch den außerordentlichen SO2-Ausstoß belastete Tal im ganzen Siegerland. Die Wahrnehmungsschwelle von 2,7 mg SO2/cbm Luft wurde weit überschritten.
Bereits im Jahre 1881 wollte die Arnsberger Regierung keine weitere Rostöfen für Gosenbach mehr genehmigen.
Das Bahnpersonal. Aufnahme von 1919.
Die schlechten Transportverhältnisse - bis zum Jahre 1870 wurde die Förderung mit Pferdefuhrwerken zum Versand gebracht - veranlasste die Gewerkschaft Storch & Schöneberg eine Schmalspurbahn mit 1 m Spurweite anzulegen. Sie wurde im Jahr 1871 bis zum Bahnhof in Niederschelden (zur "Stürze") fertig gestellt.
Diese metrische Grubenbahn hatte eine Länge von 2,5 km. Sie hatte ein natürliches Gefälle, so dass die schweren Erzwagen von Gosenbach nach Niederschelden von selbst rollten und nur die leeren Wagen von Pferdegespannen zurück gebracht werden mussten.
Bergleute bei der Arbeit.
Die Kumpels von der 21. Sohle. Aufnahme von 1936. Hinten rechts,
mein Großvater, Walter Reinhardt.
Gosenbacher und Oberschelder Bergleute. Aufnahme von 1936. Links am Bildrand,
mein Großvater, Walter Reinhardt.
Belegschaftsfoto von 1894.
Arbeitsbedingungen:
Um das Jahr 1883 waren im Gosenbacher Tal rund 1.800 Arbeiter in den Gruben und Hütten tätig.
Nur ein geringer Teil (ca. 100 dieser Arbeiter) waren Gosenbacher Bürger. Der weitaus größere Teil kam von auswärts und musste entweder sich in Gosenbach und Umgebung ein Quartier nehmen oder täglich zum Arbeitsplatz pendeln. Für die Auswärtigen standen Unterkünfte (Menagen) der Gruben zur Verfügung oder sie nahmen bei anderen Bergleuten Unterkunft.
Diese "Wasserköstler" (so genannt, weil ihnen außer der Unterkunft nur noch warmes Wasser für den Morgenkaffee gewährt wurde!) blieben die Werktage in Gosenbach und waren das kurze Wochenende bei ihren Familien. Sie kamen aus dem Westerwald oder dem Wittgensteiner Land. Sparsam mußten sie leben,
um am Lohntag auch eine kleine Summe Geld nach Hause bringen zu können, wovon die nicht kleinen Familien leben mußten. Diese Bergleute verpflegten sich selbst von dem Mitgebrachten von zu Hause.
So sah man sie mit prall gefüllten Rucksäcken jeden Montag morgen vom Niederschelder Bahnhof nach Gosenbach marschieren. Sie zahlten dem Vermieter pro Nacht zwischen 30 bis 40 Pfennig.
Andere Bergleute erreichten den Arbeitsplatz täglich, nach langem Fußmarsch.
Es erscheint heute fast unfassbar, daß die Bergleute aus dem so genannten "Strauchbauernland", aus den Orten Niederndorf, Ober- und Niederfischbach, dem Häuslingsgrund oder auch "Bäsemsgrund", ja selbst aus dem Wendener Land täglich bis zu 6 Stunden Fußweg bewältigen mussten. Da die Straßenbenutzung manchen Umweg gebracht hätte, ging man einfach gerade durch Feld und Wald. So traten sich mit der Zeit feste Pfade, die so genannten Bergmannspfade. Heute sind diese Pfade längst wieder verwachsen und nur der Kundige kann noch den Verlauf dieser mit vielen Erinnerungen gepflasterten Wege erkennen.
Silikose, eine Berufskrankheit
1789 schreibt Johann Philipp Becher über die Lebenserwartung der Bergleute im Siegerland:
" ... es gibt viele Witwen in den Dörfern. Ihre Männer sind aber nicht auf den Gruben geblieben, sondern sie sind meistens eines langsamen Todes gestorben, welchen ihnen eine Art von Auszehrung in den besten Jahren bereitet. Ich habe oft nach einem kurzen Aufenthalt vor Orten, wo gebohrt und auf dem Stahlstein gearbeitet ward, einen merklichen Staub in der Nase und dem Munde gespürt, welchen natürlicherweise der Bergmann eine ganze Schicht einschluckt. Sollte wohl hierin der Grund zu der verderben seiner Lunge und der Anlaß des ganzen Übels liegen?"
Zu dieser Zeit war die Geißel der Bergleute, die Silikose noch nicht bekannt und untersucht. So konnte die Silikose noch weiter die Bergleute im besten Mannesalter dahin raffen. Obwohl bekannt war, dass die Väter von schwerer Krankheit gezeichnet waren, nahmen auch die Söhne den Bergmannsberuf.
Der Grund war in unserer Region die Monostruktur unser Wirtschaft zu sehen, denn zur damaligen Zeit waren außer Gruben und Hütten kaum andere Wirtschaftszweige relevant.
Der frühe Tod des Vaters, des Ernährers brachte oft große Armut über die Familien, so dass die Kinder zur Ernährung der Familie beitragen mussten. Sie mussten kräftig auf dem Feld und dem Hauberg mitarbeiten. Sogar Kinderarbeit auf dem Gruben gehörte zum Alltag.
Besuche auf Grube Storch & Schöneberg
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts erlangte für die Wilhelminische Regierung in Berlin der Siegerländer Erzbergbau solche Bedeutung, dass selbst hohe Regierungsbeamte diese riesigen Erzgänge begutachten mussten. So kamen im Jahre 1896 Herren des preußischen Innenministeriums zur Einfahrt auf
Storch & Schöneberg, um sich vom Reichtum der Gänge zu überzeugen. Dies war wohl der bedeutendste Besuch für das Bergbaudorf Gosenbach. Wollte es doch schon was heißen, dass in der Kaiserzeit sich so hohen Beamte in ein abgelegenes Dorf bemühten - und das bei den damaligen Verkehrsverhältnissen.
Im Oktober 1924 weilte wieder hoher Besuch auf Storch & Schöneberg: Kein geringerer als der Seeteufel, Graf Felix von Luckner, befuhr die Grube.
Noch viele hohe Persönlichkeiten waren Gäste des Bergwerkes.
Eines Tages im Jahre 1921 brach große Betriebsamkeit auf der Grube aus und man hörte den Gruß: "Heia Safari". Dies war der Kampfruf der Deutschen Schutztruppe in Afrika und sein Kommandeur, General von Lettow-Vorbeck kam zur Einfahrt.
Besuch auf Storch & Schöneberg.
Aufnahme von 1916. Der Gosenbacher Maschinen Steiger Albert Knipp (vorne links) mit Besucherpersonal.
Gosenbacher Hütte
Auf der Hütte wurde zum größten Teil Spiegeleisen erzeugt. Die Verwendung des Spateisensteines der Grube Storch & Schöneberg brachte einen Mangangehalt im Eisen von 10 - 12 % ohne Zusatz fremder Manganerze.
Es bestand eine Bestimmung, wonach die Hütte immer den besten Eisenstein bekam. Vom Hüttenmeister Roth wurde dieses sehr genau kontrolliert und als er einmal dem Förderaufseher Vorhaltungen machte, erwiderte dieser: "Ja, wenn ech dir Stoahl lewern, da kasst Du waohl Ise mache."
Belegschaft der Gosenbacher Hütte während der Stilllegung im Jahre 1927.
...... bis 1908 hatte der alte, wuchtige vierkantige aus Bruchsteinen gemauerte Hochofen seine Dienste getan.
In den Jahren 1909 bis 1910 wurde die Hütte nochmals umgebaut, ein neuer größerer Ofen wurde errichtet.
Den feierlichen Akt des Anblasens des neuen Ofens nahm die Braut des damaligen Bergassessors Walter Siebel, eine Tochter des Berghauptmanns Vogel, vor.
Die Siegener Zeitung schrieb dazu:
Gosenbach, 11. Januar 1910.
Heute Vormittag wurde das neue Hochofenwerk von Storch & Schöneberg in Betrieb genommen und vor Frl. Vogel, der Braut des Herrn Bergassessors Siebel aus Kirchen, bei dem wichtigen Akte das erste Feuer entzündet. Bald kündigten dicke Rauchwolken aus dem neuen Ofen an, daß das lang schon fertige Werk nunmehr seiner Bestimmung übergeben sei. Glück auf! dem neuen Betriebe.
Der neue Ofen, wesentlich leistungsfähiger als sein Vorgänger, wurde mit 4 modernen Cowpern für die Winderhitzung ausgerüstet. Seine tägliche Produktion erreicht ca. 70 t Roheisen, etwa doppelt so viel wie sein Vorgänger. Beim Bau des neuen Ofens kam es mit einem Gosenbacher Bürger zum Rechtsstreit. Die Gewerkschaft Storch & Schöneberg hatte beim Bau übersehen, daß der Ofen auch auf einen Grundstücksteil (ca. 64 qm) gebaut war, das noch im Besitz dieses Bürgers war. Er forderte eine Abfindung von RM 128.000,- oder den Abriß des Ofens. Es kam zum Prozeß, der endlich vom Oberlandesgericht entschieden wurde.
Hier wurde der Wert des Grundstücks am RM 500,- festgestellt und die Gewerkschaft Storch & Schöneberg verurteilt, jährlich entsprechende Zinszahlungen zu leisten.
Geleitet wurde die Hütte zuletzt vom Hüttenmeister Roth aus Gosenbach.
Die Hütte wurde im Jahre 1924 vorübergehend stillgelegt. Im Jahre 1926 wurde sie nochmals kurz in Betrieb gesetzt, musste aber 1927 endgültig ihren Betrieb einstellen und wurde später abgebrochen.
Mit der Hütte aufs engste verbunden war der Steinmesser Johannes Utsch. Er war der Beamte, der nach der Menge des geförderten Eisensteins die Hüttentage errechnete und damit den Gewerken ihren Anteil festsetzte. „Staimessersch“ Johann wurde er genannt, und dieser Hausname - gleichzeitig zur Unterscheidung von den übrigen vielen Utsch-Familien, vererbte sich dann auch auf seine Nachkommen und ist heute noch geläufig.
Die Hütte stand unterhalb vom Gasthof Lange, heute stehen dort die Werkshallen der Firma Marburger & Co.
Der Gosenbacher Ortsteil Richtung Niederschelden zu heißt heute noch "Auf der Hütte".
Stillegung Grube Storch & Schöneberg
Am 30. Januar 1942 wurde am "Storch" die letzte Förderschicht gefahren.
Einen Tag später, am Samstag den 31.01.1942 versammelte sich die noch verbliebene Belegschaft im Gefolgschaftshaus zum Abschiednehmen. Im Kompressoren-Raum der Grube, auch als "Westfalen-Halle" bezeichnet, hörten die Bergleute die Abschiedsrede des letzten Grubenchefs,
Bergassessor Dresler aus Eiserfeld.
Als Gäste nahmen an dieser Feier u.a. teil:
der Erste Bergrat von Reinbrecht aus Siegen und der letzte Obersteiger der Grube, der Bergverwalter Friedrich Wilhelm Hoffmann, der als der "Lurzemer Frieder" in die Gosenbacher Bergbaugeschichte einging, weiter die Steiger a.D. Tillman Bäumer und Karl Schmidt und die letzten aktiven Grubenbeamten, Obersteiger Fritz Ebener als Betriebsführer und die Steiger A. Utsch, F. Schütz, D. Nöll, E. Solms, K. Schmidt und P. Hartmann.
Dresler bezeichnete in seiner Rede die Grube Storch & Schöneberg als den "König der Siegerländer Gruben". Aus ihr wurden neben Kupfer- und Kobalterzen mehr als 16.000.000 Tonnen Eisenstein gefördert.
Die Grube erreichte mit 1.156 m ihre größte Teufe. Um die Jahrhundertwende waren auf der Grube mehr als 2.000 Bergleute beschäftigt, die höchste Belegschaftszahl in der Geschichte der Grube!
Erneute Erzgewinnung nach der Stilllegung
Als nach der Währungsreform sich allmählich der wirtschaftliche Aufschwung in der Bundesrepublik abzeichnete wurden Rohstoffe, ganz gleich welcher Art, wieder gefragt. So versuchte man auch in Gosenbach, wie an anderen Siegerländer Orten, leicht zugängliche Stollen wieder aufzuwältigen und die alten Halden nach Eisenstein zu durchforsten.
Grube Schöneberg
Auf der Halde des Schöneberges waren u. a. Anna Pietschmann und Walter Schneider aus Oberschelden tätig. Es wurde hier noch Erz gefunden, das dann mit der Bahn nach Dortmund zur Westfalen-Hütte geschickt wurde.
Außerdem soll im Bereich des Sandloches eine Spateisensteinader angestanden haben, die durch die Firma Becker u. Ley aus Obersdorf abgebaut wurde. Es soll einigen Beobachtern damals aufgefallen sein, dass das Erz im unteren Teil der Wagen etwas schlechter gewesen wäre, als das oben aufliegende.
Stollen Hohe Aussicht
Im Stollen (Kalberhard) wurde ein Schacht abgeteuft und einige Aufschlußarbeiten getätigt.
Große Pinge am Hirsch
Die in dieser Pinge noch anstehenden Erzreste wurden durch die Gosenbacher Friedolin Meng, Karl-Fried und Ernst Latsch (Krupp) abgebaut.
Zum Überwinden der hohen Felswand in Richtung Lurzenbach wurden alte Feldbahnschienen steil in die Tiefe gelegt. Das Erz wurde dann mittels Wagen, die mit einem Lanz-Bulldog in die Höhe gezogen.
Das tiefe Blubbern des Glühzünders des alten Traktors hörte man im ganzen Dorf.
Stollen Schwarzer Adler
Im Stollen des Schwarzen Adlers (liegt direkt über dem Schacht vom Honigsmund) war der in Gosenbach wohnende Friedrich Bäcker mit zwei seiner Söhnen tätig.
Der hier noch anstehende Eisenglanz hatte einen sehr hohen Erzgehalt (bis zu 70 %) und gehörte zu den hochwertigsten Erzen.
Der Abbau dieser Grube lagen teilweise im Bereich der großen Pinge, die später dann als Müllkippe genutzt wurde. Das Stollenende konnte man früher noch in halber Höhe der rund 30 m hohen Felswand sehen.
Ein anderes Loch in der Wand, etwas links vom vorigen Stollenausgang, gehörte einem weiteren Stollen,
der ca. 100 m vom Schwarzen Adler etwas tiefer angesetzt war.
Beide Stollenenden wurden dadurch in der Wand sichtbar, da diese große Pinge nur zur Gewinnung von Bergematerial zum Verfüllen der ausgeerzten Abbaue von Storch & Schöneberg angelegt wurde und die alten Abbaustrecken vom Schwarzen Adler schnitt.
Grube Alter Mann
Am Alten Mann war die Gosenbacher Eduard Hartmann mit seinen Söhnen tätig. In alter Zeit, als hier Kobalt abgebaut wurde, war doch einiges an Braun- und Spateisenstein auf die Halde gekippt worden.
Diese Erze wurden in Handarbeit geborgen und durch ein ca. 5 m langes Rohr in den Transport- Lkw geworfen.
Die Fahrer waren nicht sehr erbaut von dieser Verlademethode, denn die aus der großen Höhe fallenden Erzbrocken richteten doch einige Schäden am Fahrzeug an.
Nachdem die Erzvorräte der Halde zur Neige gingen, versuchte man durch Sprengen der westlichen Pingenwand wieder an die Erzader zu gelangen, bzw. die Fortsetzung zu finden.
Beim Schießen löste sich jedoch die ganze Wand und legt sich auf den hier zu Tage gehenden Luftschacht des Grünen Löwen Stollen. Erz war aber leider keines mehr zu finden. Dieses veranlaßte Hartmann zu der Bemerkung: "Wo die Aale abrehoart ha, bruche mr net mr azfänge".
Es wurde dann versucht, den Stollen aufzuwältigen. Dies stellte sich jedoch als zu aufwendig heraus.
Der Stein war zu brüchig, so daß ein kostspieliger kompletter Ausbau hätte erfolgen müssen.
Nachlese Bergbau in Gosenbach nach der Stilllegung der
Grube Storch & Schöneberg.
Grube Jungfrau
Nur etwa 70 m vom Alten Mann in südwestlicher Richtung befindet sich die Grube Jungfrau.
In der heute noch vorhandenen Pinge war der Gosenbacher Hufschmied Otto Utsch (Steinmesser) tätig.
Es wurden nur einige Meter des Stollens aufgewältigt, welcher zum Schacht führt. Die Erzausbeute war sehr gering, der Spat war hier sehr verquarzt.
Grube Grüner Löwe
Die beiden Gosenbacher Otto Utsch und Paul Henß beabsichtigten im hinteren Teil der Pinge am Grünen Löwen den Stollen der Grube Enkeler aufzuwältigen. Er wurde wieder ausgebaut und mit Stützen, die dem Lackgrafs Stollen entnommen wurden, abgestützt. Dieser Stollen wurde um Volksmund auch der "Brüderbund" (weil hier die "Dicken Strunks" arbeiteten) genannt. Eigentlich war er der Eisengarten Stollen, der nach rund 40 m an einem Schacht endete, der in der Tiefe mit Wasser gefüllt war.
Auch diese nicht sehr ergiebige Erzgewinnung hatte ein schnelles Ende.
Eines Tages hört Paul Henß ein feines Knistern im Gebirge. Dies kam einen so erfahrenen Bergmann recht bekannt vor. Er alarmierte sofort alle im Berg tätigen. Kurze Zeit danach brach dann ein großer Teil der südlichen Pingenwand los und legt sich vor den Stollen. Diesen Felsensturz kann man heute noch sehen.
Der Schlammpol
Eine andere Art der Erzgewinnung bot der Klärschlamm, welcher durch die nasse Aufbereitung im "Glück auf" entstanden war. Dieser war in Klärteichen (im Sprachgebrauch nur "Schlammpol" genannt), die gegenüber dem Hotel Lange lagen abgesetzt. Dieser Schlamm wurde mit einer eigenen Seilbahn bis zur rund 200 m Pinge (hinter der Kirche) transportiert, wo er dann austrocknete. Wegen des sehr hohen Eisen- und Mangananteils eignete er sich besonders gut zum Verhütten. Er wurde von Hand verlesen und verladen. Heute ist die Pinge noch nicht verfüllt.
Gangkarte von Gosenbach angefertigt im Jahr 1906 im Maßstab 1:10.000.
Die Mineralisation in Gosenbach
Aus der Betriebszeit der Gosenbacher Gruben ist über das Auftreten der verschiedenen Minerale wenig bekannt. Die Ursachen sind vielfältig. Zum einen ist die Häufigkeit auf den Haupterzgängen verhältnismäßig gering und zum anderen besaßen die Gosenbacher Erzgänge einen schwach ausgeprägten "Eisernen Hut",
in dem sich die Sekundärminerale bilden konnten.
Ein weiteres Hemmnis war auch die Einstellung der Grubenleitung zum "Mineralienbergen". Sie untersagte den Bergleuten schöne Stufen zeitraubend zu bergen, denn auf dem "Storch" mussten "Tonnen gemacht" werden. Karl Weber erzählte einmal, dass auf der Strecke vom Storch zur Lurzenbach eine auskristallisierte Kluft angeschossen wurde. Bevor die Bergleute etwas retten konnten hatte der Steiger schon eine neue Sprengladung angebracht und gezündet, so dass fast alles zerstört war. Kristallreste konnten am Leseband von den "Erzengeln" teilweise gesichert werden. Gerhard Afflerbach aus Niederschelden hat aus diesem Fund später noch einen Kristall erwerben können.
Ganz anders verhielt man sich auf anderen Siegerländer Gruben, hier vor allem im Herdorfer- und Biersdorfer Revier. Vom Füsseberg ist überliefert, dass hier beim Anschießen einer Kluft mit Mineralienfüllung die Bergleute mit Freudenausbruch reagierten.
Aber glücklicherweise gab es im Gosenbacher Revier auch Randzonen, auf welchen die Förderung an Spateisenstein gering, die Mineralienausbildung aber um so stärker war. Im besonderen waren es die oberen Sohlen der Grube Grüner Löwe und Schmiedeberg sowie Alter Mann und Kupferkaute.
Im Gosenbacher Revier waren folgende Mineralien überall verbreitet: Spateisen (Siderit), Pyrit, Kupferkies, Goethit, Bergkristall. Bleiglanz war äußerst selten. Eine Stufe mit Bleiglanz in Würfeln von ca. 2 cm Kantenlänge von der Grube Storch ist bekannt.
Auf der Grube Grüner Löwe konnten weiter nachgewiesen werden: Kobaltblüte, Bleiglanz, Rotgültig Erz, Bournonit, Nickelblüte, Polybasit, Zinkblende, Ullmannit, Stephanit, Siegenit, stengeliger Pyrit (nickelhaltig).
Wenn man den Gangzug weiter nach Osten verfolgt so kommt man zur Grube Alter Mann. Diese Grube konsolidierte aus mehreren kleinen Gruben, so u.a. der Jungfrau. Hier konnte der bekannte Mineraloge Prof. Ullmann den Nickelantimonglanz als eigenständiges Mineral bestimmen. Es wurde nach seinem Tode ihm zu Ehren als "Ullmannit" benannt. In letzter Zeit konnte auf der Halde vom Grünen Löwen Ullmannit in idealer Kristallform geborgen werden. Ferner hat die Grube Alter Mann einige hervorragende Stufen Malachit hervorgebracht. Weiter sind aus dieser Grube besonders zu erwähnen: Cuprit, Langit, Pharmakosiderit,
Skorodit, Goethit, Brochantit, Olivenit, Manganit.
Auf der Spitze Rothenberges befand sich die ehemalige Grube Sophie, welche eine ähnliche Kristallbildung wie die Grube Alter Mann aufweist. Als Besonderheit dieser Grube sind die Arsenate, die auch überregional wegen ihrer guten Ausbildung selten sind, zu erwähnen: Skorodit, Pharmakosiderit, Olivenit, Arthurit, Cornwallit, Chalkophyllit u.a......
Pingen auf der Bergspitze am Rothenberg. Diese Pingen gehörten zu der kleinen Kobaltgrube Sophie.
Hier fand man seltene Mineralien wie Arthurit, Olivenit und Skorodit u.a.
..... Die der Grube Storch & Schöneberg nach Westen anschließende Grube Kupferkaute zeigt als Sonderheiten: Kupferkies, Gersdorffit, Bergkristall, Bleiglanz, Fahlerz, Federerz, schwarze Zinkblende, Rotgültig Erz, Silberschwärze und Polybasit.
Im Bereich der Gruben Lurzenbach und Schmiedeberg trat immer stärker der Eisenglanz hervor, welcher teilweise erst in größerer Tiefe in Spateisenstein überging. Es konnten schöne "Eisenrosen" geborgen werden.
Weiter nach Oberschelden zu, tritt neben dem Eisenglanz auch öfters Pyrolusit in schönen Kristallen auf. Weitere festgestellt Minerale: Buntkupfer (Bornit), Cuprit, Malachit, Langit, Kupferglanz, ged. Kupfer, Glaskopf, Delafossit. Diese Minerale wurden nahe dem Euler Schacht gefunden, dessen Halde beim Bau des Supermarktes "EDEKA" angeschoben wurde. Diese Besonderheit ist darin begründet, dass zur Zeit der Abteufung vom Neuen Schacht kurzfristig das Mittel Schmiedeberg über den Euler Schacht gefördert wurde.