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Grube Vereinigte Henriette bei Niederschelden
Von Markus Henrich, Kirchen
Westlich und südwestlich des Gosenbacher Gangzuges setzten mehrere Eisenerzgänge auf, von denen einige zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter dem Namen Vereinigte Henriette zusammengefasst worden waren.
Sie wurden Gegenstand eines etwas bedeutenderen Abbaus.
Die Belegschaft der Grube Vereinigte Henriette bei Niederschelden.
Archiv: Heimatverein Niederschelden.
Die Rostöfen-Belegschaft der Grube Vereinigte Henriette bei Niederschelden im Jahr 1906.
Archiv: Heimatverein Niederschelden.
Die westlich der Gosenbacher Lagerstätte gelegenen Eisenerzvorkommen Hirsch, Jäger und Brüche können eventuell als eine Fortsetzung des Gangzuges von Storch & Schöneberg angesehen werden.
Die Grube Hirsch, die durch einen langen und mit auffällig vielen Richtungswechseln gebauten Stollen aufgeschlossen worden war, lieferte blättrigen Hämatit, Quarz als klare „Bergkristalle“ (HUNDT et al. 1887) sowie Pyrolusit in großflächig bedeckten Stufen. Die Pyrolusite zeigen die Formen des Manganits, den sie pseudomorph ersetzt haben. Die südwestlich des Gosenbacher Gangzuges gelegenen Gänge teilten sich in zwei Hauptgangspalten auf, von denen die nördliche von der Grube Alter Beerberg und die südliche von der Grube Rosengarten abgebaut wurde. Zwischen beiden lagen das Vorkommen Rosenzweig sowie südlich von Rosengarten die Gruben Knorrenberg und Rother Hahn. Diese Gruben sind seit dem 18. Jahrhundert dokumentiert, der Bergbau scheint hier aber schon viel älter zu sein. Neuerdings hat man archäologische Grabungen im Bereich eines Verhüttungsplatzes aus der Laténe-Zeit durchgeführt, die eine prähistorische Gewinnung der Erze belegen. Unter den Bergwerken der Region um Brachbach und Mudersbach hob CRAMER (1805) vor allem die Grube Rosengarten bei Niederschelderhütte als „wichtiges Werk“ hervor, wo man in einem bis zu 3 m mächtigen Gang „fürtrefflichen späthigen Eisenstein“ fand, aus dem man „ein vorzüglich gutes Stahl-Eisen“ erzeugen konnte. Die Grube Alter Beerberg wurde zu jener Zeit auf Eisen und auch auf Kupfererze betrieben. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren sowohl Rosengarten als auch die Grube Rosenzweig über Maschinenschächte bis in etwa 100 m Tiefe erschlossen und abgebaut worden, ehe beide Gruben in den 1890er-Jahren aufgrund zu geringer Erzführung schließen mussten. Auch Alter Beerberg bestand zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. 1908 gründete man die Grube Vereinigte Henriette, in der die Grubenfelder im Grenzgebiet von Niederschelden und Niederschelderhütte zusammengeführt wurden.
Sehr gute Aufschlüsse lieferte vor allem der neu aufgefahrene Gang von Alter Beerberg, aber auch die anderen Gangmittel wurden über den neu angesetzten Charlotten-Erbstollen sowie einen neuen Maschinenschacht in Abbau genommen. Nach dem allgemeinen Raubbau während des Ersten Weltkriegs erwiesen sich die Vorkommen in über 600 m Tiefe jedoch als nahezu ausgebeutet, schon 1923 erfolgte die Schließung der Grube. Die Gesamtförderung hat 722.193 t Erz betragen (REICHENBACH 1971).
Das heutige Stollenportal der Grube Beerberg bei Niederschelden. Anfang der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts konnten im Bereich der Stollenhalde, recht schöner Malachit bis über 1 cm im Brauneisenstein gefunden werden, neben Delafossit, Cuprit und ged. Kupfer.
Weiter oberhalb am Berg befinden sich zahlreiche Pingen die zum "Alten Beerberg" gehören. Im Jahr 2021 wurden hier einige seltene Mineralien wie z.B. Skorodit und Bismutit gefunden.
Für die Mineraliensammlungen hat die Grube Vereinigte Henriette - ebenso wie ihre Vorgängergruben - vor allem große und schöne stalaktitisch aufgebaute Stufen von Goethit-„Glaskopf“ geliefert. Lepidokrokit in radialstrahligen, kugelig-nierigen Aggregaten mit körniger rotbrauner Oberfläche stammte aus der Grube Knorrenberg (ULLMANN 1814). Ferner sind gut besetzte Stufen mit rasenartigen, tafeligen Pyrolusit-Kristallen bekannt. Im Brauneisenstein der Grube Rosengarten fand man zudem Kupfermineralien wie Cuprit in dunkelroten Oktaedern. Nach SCHMEISSER (1882) hat man im Siderit dieser Grube auch Millerit gefunden. Aus dem Gangmittel Rother Hahn, in dem auch Kobalterze gefunden worden sind, kennt man in Quarz eingewachsene kleine Arsenopyrit-Kristalle. Diese sind tafelig-prismatisch entwickelt und erreichen eine Größe von etwa 1 mm. Begleiter ist kugelig-krustiger Skorodit. Aus der Grube Alter Beerberg erwähnte BECHER (1789) bereits das graue „Kupferglas-Erz“, also Chalkosin und/oder Djurleit, mit Quarz und „Kupfergrün“ (wahrscheinlich Malachit). Als weitere Kupfererze fand man Kupferkies (Chalkopyrit) und Bornit in derben Anreicherungen. Im Brauneisenstein kommen einige Kupfersekundärminerale vor wie gediegen Kupfer,
moos- und blechförmig sowie in kleinen, undeutlichen Kristallen ausgebildet, derber und kristallisierter Cuprit, kleine Langit-Kriställchen sowie schöner nadeliger Malachit. Die tiefgrünen Malachite erreichen zwar nur selten Größen um 1 cm, präsentieren aber häufig Endflächen. Diese teilweise schon von ULLMANN (1814) genannten Minerale konnte man auch in den letzten Jahrzehnten als Belege noch in den Haldenresten des zur Wassergewinnung ausgebauten Beerberger Stollens finden. Am Gebirge Giebelwald in der Nähe der Vereinigten Henriette baute noch eine größere Zahl weiterer kleiner bis kleinster Gruben wie Hohe Aussicht, Hinterster Schönschacht, Heinrich und Junges Eichhorn. Sie lieferten Siderit, Brauneisenerz, teilweise Kupferkies und Bornit sowie Pyrit in Quarz-reicher Gangmasse. Viele Stollen in diesem Gebiet wurden für die Trinkwassergewinnung hergerichtet.
Pinge am Knorrenberg. Fundmöglichkeiten für quarzigen Brauneisenstein mit Psilomelan,
Glaskopf und Pyrolusit.
Die Mineralienfunde
Strahliger Malachit im Brauneisenstein. Bildbreite: 23 mm.
Sammlung: Matthias Reinhardt, Drolshagen.
Strahliger Malachit im Quarz. Bildbreite: 13,5 mm.
Sammlung: Matthias Reinhardt, Drolshagen.
Diskusförmiger Delafossit auf Malachit. Bildbreite: 1,2 mm.
Sammlung: Matthias Reinhardt, Drolshagen.
Skorodit in rosettenartiger Verwachsungen. Bildbreite: 4 mm.
Sammlung: Matthias Reinhardt, Drolshagen.
Bismutit als gelbe Massen in Quarz. Bildbreite: 8 mm.
Sammlung: Matthias Reinhardt, Drolshagen.
ged. Wismut in Quarz. Bildbreite: 0,8 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt, Drolshagen.
Tafeliger Pyrolusit. Bildbreite: 4,7 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt, Drolshagen.
Rot durchscheinend: Hämatit. Bildbreite: 6 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt, Drolshagen.
Limonit verästelungen. Bildbreite: 3,8 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt, Drolshagen.
Limonit "Würmer". Bildbreite: 22 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt, Drolshagen.
Alte Stufe vom Betriebspunkt "Rosengarten" Cupritoktaeder in Hohlräumen von quarzigen Limonit. Bildbreite: 12,5 mm. Sammlung: Andreas Gerstenberg, Chemnitz.
Grüner Ludjibait konnte nur einmal in Limonit gefunden werden. Die Grube Vereinigte Henriette ist für das seltene Kupferphosphat, Weltweit der 14 Fundort! Hierbei wurde eine RAM und XRD Analyse durchgeführt. Bildbreite: 8,5 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt.
Ludjibait als grüne Strahlige Kugeln auf Limonit. Bildbreite: 2 mm.
Sammlung: Matthias Reinhardt.
Tafelige Pyrolusit Kristalle auf Kryptomelan. Bildbreite: 2,5 mm.
Sammlung: Matthias Reinhardt.
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