Interessante Mineralienfunde von der Grube Molitor bei Elben im nördlichen Siegerland
Text: Markus Henrich und Matthias Reinhardt
In der Umgebung von Wenden und Olpe im südlichen Sauerland wurden über Jahrhunderte hinweg einige Erzvorkommen abgebaut. Es handelt sich dabei um die nördlichsten Lagerstätten des Siegerland-Wieder Eisenerzreviers. Wirtschaftlich bedeutend und auch unter Mineraliensammlern bekannt waren hier die Gruben Vahlberger Zug bei Rothemühle, Vereinigte Rhonard und Neue Rhonard bei Olpe sowie Glanzenberg bei Silberg. Ein weiteres Bergbaugebiet befand sich im Bereich des Altenbergs nahe der Ortschaft Elben, einem Teil der Gemeinde Wenden. Auch dieses ist mineralogisch durchaus interessant und soll in diesem Beitrag näher betrachtet werden.
Hier befand sich der ehemalige Schacht der Grube Molitor. In letzter Zeit wurde hier der ganze Wald abgeholz, weshalb hüfthohes Gras und Dornengewächs sich breit gemacht haben. Ganze Halden sind in der zwischenzeit stark bewachsen und kaum noch als solches zu erkennen.
Mittlerweile ist die kleine Schachthalde stark abgesucht. Hier konnte man in den letzten Jahren sehr gute Stufen von kugeligen Lepidokrokit und schöne Baryt Kristalle in Limonithohlräume finden!
Bergbau am Altenberg bei Elben
Unter den zahlreichen Klein- und Kleinstbetrieben, die einst auf dem sogenannten Altenberger Gangzug zwischen Gerlingen und Elben bauten, waren die Gruben Baptistenzeche, Molitor und Altenberg die größten Betriebe. Im Vergleich zu den anderen Bergwerken des Siegerländer Reviers müssen aber auch sie wirtschaftlich als wenig bedeutend angesehen werden. Gegenstand des Bergbaus war der Abbau von Braun- und Spateisenstein (Siderit) mit geringen Mengen an Chalkopyrit. Der Bergbau dürfte in diesem Gebiet sehr alt sein. So konnten die Überreste eines Verhüttungsplatzes im Tal der Wilsmicke in das 11. bis 13. Jahrhundert datiert werden (SÖNNECKEN 1959). Die erste schriftliche Überlieferung einer hier ansässigen Grube, dem „Eisensteinbergckwerck die Wiltzenbach“, stammt von Bergmeister Caspar ENGELHARDT im Jahr 1668,
der angab, dass diese Grube schon in grauer Vorzeit in Abbau gestanden habe.
Das hier gewonnene Erz wurde für die Produktion von Klingenstahl genutzt.
Für die anderen, in Schürfen, kurzen Schächten und Stollen bauenden Bergwerke gibt es erst aus dem 18. Jahrhundert gesicherte Informationen. Stets hatten sie Probleme mit der Wasserhaltung. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass im Jahr 1769 der in der Region weithin bekannte Bergmeister Johann Heinrich Jung aus Littfeld auf dem Altenberg eine Windkunst bauen ließ, um die Grubenwässer unterhalb der Stollensohle zu heben.
Diese Anlage litt allerdings darunter, dass der Wind nie gleichmäßig blies, und wurde einige Jahre später bei einem Sturm zerstört, so dass man eine Wasserkunst einbauen musste. Der Betrieb der Gruben blieb in den folgenden Jahrzehnten wechselhaft und verlief mit etlichen Unterbrechungen. Weitgehend erfolglose Arbeiten fanden in der Grube Altenberg, die dann sämtliche Grubenfelder der näheren Umgebung in sich vereinte, noch einmal von 1937 bis 1941 statt. Der abgeteufte Maschinenschacht erreichte eine Teufe von 104 m (GOLZE et al. 2012). Die Ausfüllung der maximal 2 bis 3 m mächtigen Erzgänge bestand in den oberflächennahen Bereichen aus Brauneisenstein, in der Tiefe dann aus Siderit mit Quarz als Hauptgangart. Als Besonderheit trat in den Gruben am Altenberg auch Baryt als Gangart auf, der seit den 1920er-Jahren zeitweise ebenfalls gewonnen worden ist. Mit der Einstellung des Barytabbaus im Jahr 1953 endete der Bergbau am Altenberg schließlich endgültig (RADEMACHER 2014). Gelegentlich brach Chalkopyrit den Eisenerzen bei, selten auch Galenit.
Pinge im Bereich der Grube Molitor. Diese Aufnahme wurde 2018 gemacht, als die Fichten
noch da waren.
Mineralienfunde von der Grube Molitor
Aus der Vergangenheit der Bergwerke am Altenberg sind wenige bedeutende Mineralienfunde bekannt.
Neben kristallisiertem Baryt werden in der Beschreibung des Bergreviers Olpe (ANONYMUS 1890) noch Lepidokrokit und Malachit von der Grube Molitor erwähnt. So stützt sich die nachfolgende Beschreibung der vorkommenden Mineralien allein auf neuere Haldenfunde. Die zahlreichen kleinen Betriebe haben in der Umgebung des Altenbergs etliche Halden und Pingen hinterlassen. Vor allem die Aufschlüsse im Bereich der Grube Molitor lieferten dabei einige gute und interessante Funde.
Der mit Quarz und Baryt verwachsene Brauneisenstein der oberen Gangzonen ist mitunter sehr reich an Hohlräumen, die vielfach von schönen kugeligen und nierigen „Glaskopf“-Bildungen ausgekleidet werden (Goethit). In diesen Hohlräumen fanden sich auch die bis ca. 2 cm im Durchmesser großen kugeligen Bildungen des Lepidokrokits. Außen sind sie häufig von einer dünnen schwarzen Goethit-Schicht überzogen, im Bruch zeigen sie die für Lepidokrokit typische rötliche Farbe und einen radialstrahligen Aufbau. Rasenartig verwachsene tafelige Kristalle, die meist eine rötlich schwarze Farbe zeigen, fanden sich seltener.
Lepidokrokit gehört zu den wenigen Mineralien, die schon in der Vergangenheit von der Grube Molitor bekannt waren. Der Mangangehalt des Siderits führte in der Oxidationszone zur Bildung von Manganoxiden.
Während blättriger Pyrolusit eher selten ist, konnten häufig grauschwarze kugelig-nierige und fein nadelige Büschel und Kugeln gefunden werden. Die dichten, sogenannten „schwarzen Glasköpfe“ sind in vielen Fällen schlecht bis nicht kristallin und dann kaum zu identifizieren. Wechselnde Kalium- und Bariumgehalte deuten hier bereits auf Kryptomelan und Hollandit hin, die bei den nadeligen Varianten dann auch beide analytisch sicher nachgewiesen werden konnten. Visuell sind sie nicht voneinander zu unterscheiden.
Interessant und für die Siegerländer Vorkommen eher ungewöhnlich ist eine junge, sekundäre Baryt-Generation, die in den Hohlräumen des Brauneisensteins schöne weiße oder transparente, teils sehr klare Kristalle bis etwa 2 cm Größe bildet. Manchmal sitzen die dicktafeligen Kristalle auch auf den Manganmineralien.
Der primäre Baryt kommt zumeist als weiße derbe Massen vor. Einige große Brocken, die auf einer kleinen Schachthalde gefunden worden, sind bis zu 30 kg schwer, recht rein und wenn, dann nur mit Brauneisenerz verwachsen. Im Bereich der Altenberger Vorkommen traten Kupfererze vergleichsweise spärlich auf.
Derber Chalkopyrit ist aus der Vergangenheit bereits bekannt, des Weiteren konnten „Kupferglanz“ (vermutlich Chalkosin, Digenit und/oder Djurleit – nicht genauer bestimmt) und Tetraedrit (Fahlerz) in derben kleinen Erznestern beobachtet werden. Die Zersetzung der Kupfererze führte zur Bildung von Malachit in nadelig-büscheligen Kristallgruppen, die in den Hohlräumen des Brauneisensteins sitzen. Besonders interessant ist eine Paragenese, die bei der Zersetzung des Fahlerzes entstanden ist, welches offenbar auch einen gewissen Arsengehalt aufweist. Hier bildete sich das im Siegerland bislang nur von den Gruben Grüne Au bei Schutzbach und Wildermann bei Müsen bekannte Kupferarsenat Strashimirit. Dieses ist schwer zu bestimmen, da es in Form von feinnadligen hellgrünen Krusten und Überzügen anderen Kupfermineralien, unter anderem auch dem häufigeren Malachit, ähnlich sieht. Dunkelgrüner blättriger Brochantit sowie das seltene Kupfer-Eisen-Arsenat Chenevixit in grünlichgelben nierigen Krusten treten als Begleiter in Erscheinung.
Sehr schön anzuschauen, aber mit ca. 0,5 mm im Durchmesser auch sehr klein sind die intensiv blauen nadeligen Pusteln und Büschel, die das selten sulfathaltige Kupferhalogenid Connellit bildet.
Dieses allgemein seltene Mineral war aus dem Siegerland zuvor nur von der Grube Alte Buntekuh in Niederschelden beschrieben worden. Es wird begleitet von hell blaugrünen nadelig-blättrige Pusteln, die sich als Parnauit herausstellten, ein sulfathaltiges Arsenat, das in der Region schon etwas verbreiteter ist.
Mehrere Fundstücke enthielten zudem gelbbraune bis olivgrüne pseudowürfelige Kristalle bis 2 mm Größe,
die sicher als Bariopharmakosiderit bestimmt werden konnten. Während der kaliumhaltige Pharmakosiderit im Siegerland von verschiedenen Fundorten bekannt ist, handelt es sich bei dem bariumhaltigen Mineral um eine Neubestimmung für die Fundregion.
Abschließend sei der Vollständigkeit halber noch auf einen bereits länger zurückliegenden Fund hingewiesen, der in der näheren Umgebung der Gruben am Altenberg gelang. Beim Weiterbau der Autobahn A4 zwischen dem Kreuz Olpe und der Anschlussstelle Kreuztal-Krombach, die auch das Areal der Altenberger Gangvorkommen durchquert, wurden nahe der Ortschaft Dahl - unweit der Grube Altenberg - attraktive Quarz-Kristalle bis 4 cm Länge gefunden. Es handelt sich dabei um klare „Bergkristalle“ aus einer großen, beinahe „alpinotypen“ Quarz-Kluft (GÖRING 2006).